Die Jahresbilanz der Wiener Credit-Anstalt überraschte selbst die eigene Geschäftsleitung: Der Verlustbericht umfasste unerhörte 140 Millionen Schillinge, heute umgerechnet fast 300 Millionen Euro. Die Meldung am 11. Mai 1931 wirkte wie ein weltweites Alarmsignal. Gläubiger aus dem In- und Ausland zogen Kapital von den Konten der größten Privatbank Mitteleuropas ab. Schlimmer noch: Da die Bank als Kreditgeber vieler österreichischer Unternehmen fungierte, sah die Regierung unter Otto Ender keine andere Möglichkeit, als das Geldinstitut mit staatlichen Darlehen vor dem bevorstehenden Bankrott zu retten.
Der noch eben vermiedene Crash blieb keine einmalige Episode. Auch für den Finanzmarkt in Deutschland hatte das Schicksal der Credit-Anstalt Konsequenzen. Geschwächt durch die staatlichen Reparationsverpflichtungen aus dem Weltkrieg, stand der Banksektor hierzulande ohnehin auf wackligen Füßen. Ausländische Kreditgeber verloren jetzt erst recht das Vertrauen. Am prominentesten traf es die DANAT-Bank, die Darmstädter und Nationalbank, denn gleichzeitig kam es zum spektakulären Konkurs des Unternehmens Bremer Nordwolle, dessen größter Gläubiger die Bank war. Für die DANAT gab es kein Happy End. Gesetzliche Bestimmungen machten der Regierung Brüning die Schuldenübernahme unmöglich. Bankfeiertage halfen zwar über das Schlimmste hinweg, indes, die Fusion mit der Dresdner Bank war unvermeidlich.