Nach ihrem erfolgreichen Widerstand gegen die Perser hatten die Griechen erkannt, dass sie nur vereint stark waren. Zahlreiche Gemeinwesen schlossen sich zu einem Bund zusammen, dem Delisch-Attischen Seebund, benannt nach dem Verwaltungsmittelpunkt Delos und dem größten Mitglied, Athen. Aber wer außer Athen konnte es sich leisten, dauerhaft nennenswerte Kontingente an Schiffen und Soldaten zu unterhalten? Die meisten Bundesmitglieder erbrachten daher ihren Beitrag in Form von Geldzahlungen. Athen stellte die Streitmacht nahezu allein und bestimmte zunehmend die Entscheidungen.
Im Kampf gegen Persien erlebten die Griechen 454 v. Chr. eine schwere Niederlage in Ägypten. Zwar blieb eine persische Invasion aus, doch aus Furcht davor wurde die gut gefüllte Bundeskasse von Delos umgehend auf die Athener Akropolis verbracht – wo sie der ausschließlichen Kontrolle Athens unterstand. Gegner des führenden Athener Politikers Perikles warfen diesem später vor, er missbrauche die Gelder etwa für die monumentale Gestaltung der Akropolis. Doch dessen Einwand zeigte das gewandelte Verständnis des Bundes: Athen beschütze die Griechen, dafür bekomme es Geld. Die Griechen seien sicher, also könne Athen mit dem Geld tun, was es wolle. Die Großmacht verfügte nunmehr über die Bundesgelder nahezu wie über ihren eigenen Haushalt. Außerdem passte Athen die Verwaltungsstruktur des Bundes seinen eigenen Bedürfnissen an. Das gemeinsame Trutzbündnis hatte sich zu einem effektiven Herrschaftsinstrument Athens über große Teile Griechenlands entwickelt.