An einem Tag mit dem Flugzeug über zwei Kontinente, von Europa nach Asien, nonstop hin- und zurückzufliegen, das ist auch heute keine Selbstverständlichkeit. Noch viel weniger gilt dies für die Anfangsjahre der Luftfahrt. Erstmals gelang dieses Kunststück der Fliegerin Elly Beinhorn, die sich in den frühen 1930er Jahren als Langstreckenpilotin einen Namen gemacht hatte. Sie gehörte damit zu den wenigen Frauen in der auch damals von Männern dominierten Fliegerei.
In den sehr frühen Morgenstunden des 13. August 1935 startete die 28-jährige Pilotin mit ihrer „Messerschmitt Bf 108“ vom Flugfeld im schlesischen Gleiwitz in südöstliche Richtung. Auf einer Route über die Hohe Tatra und die Transsilvanischen Alpen steuerte sie die Maschine, von ihr „Taifun“ getauft, zielgenau Richtung Istanbul. Nach fünf Stunden und 20 Minuten erreichte sie den Wendepunkt bei Haidar-Pascha, auf der asiatischen Seite des Bosporus. Da es dort für Beinhorn keine Landemöglichkeit gab, bestätigten Beobachter ihren Überflug vom Boden aus. Der Flug verlief bis dahin so problemlos, dass sich Beinhorn angeblich die Zeit mit Lesen und Briefeschreiben vertreiben konnte.
Die Landung in Berlin-Tempelhof geriet jedoch zu einem Wagnis. Starker Regen und Gewitterwolken erschwerten die Sicht und die Navigation beim Anflug. Doch nach 13 Stunden und 30 Minuten meisterte die Flugpionierin auch diese letzte Hürde des 3470 Kilometer langen Alleinflugs. Eine unüberschaubare Menschenmenge beglückwünschte die glückliche Pilotin zu ihrem Rekordflug.