Am 17. Juli 1676 wurde in Paris Marie-Madeleine Marguerite d’Aubray, Marquise de Brinvilliers, auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Man hatte ihr nachweisen können, dass sie ihren Vater und ihre zwei Brüder mittels Gift ermordet hatte. Der spektakuläre Fall lenkte die Aufmerksamkeit der Ermittler auf eine Reihe ungeklärter Todesfälle prominenter Persönlichkeiten, die bis an den Königshof reichte. Bald war man sicher, dass man es mit einer ganzen Serie von Giftmorden zu tun hatte. König Ludwig XIV. besann sich eines Sondergerichtshofes, den schon seine Vorgänger Franz I. und Heinrich II. eingesetzt hatten. Da dieser Gerichtshof in einem nur durch Kerzen beleuchteten Raum tagte, nannte man ihn Chambre ardente („brennende Kammer“).
Zum Leiter der nun erneut eingerichteten Chambre ardente zur Aufklärung der Giftaffäre bestimmte der König den Pariser Generalleutnant der Polizei Gabriel Nicolas de la Reynie. Bis 1680 blieb die Chambre ardente geöffnet. In dieser Zeit wurden Alchemisten, Apotheker, Wahrsager und zahlreiche andere Verdächtige vor der Kammer verhört und gefoltert. Die Spur führte schließlich zu Catherine Monvoisin Deshayes (auch La Voisin genannt), die durch angeblichen Zauber, Abtreibungen und den Verkauf von Gift ihr Einkommen aufgebessert hatte. Zu ihren Kunden hatte nicht nur Marie-Madeleine de Brinvilliers gehört: Um sich die Gunst des Sonnenkönigs zu erhalten, hatte auch dessen Mätresse, die Marquise de Montespan, Zaubertränke bei La Voisin gekauft.