1807 erreichte Napoleon Bonaparte den Zenit seiner Macht. Zur Sicherung seiner Herrschaft auf deutschem Boden schuf er das Königreich Westphalen und ernannte seinen jüngsten Bruder, Jérôme Bonaparte, zu seinem Regenten. Das Königreich umfasste ein gutes Dutzend kleinerer Territorien sowie ehemalige preußische Gebiete westlich der Elbe. In der Residenzstadt Kassel feierte der erst 23-jährige König am 10. Dezember 1807 mit viel Pomp seine Thronbesteigung. Jérôme, eine schillernde Figur, beendete seine allabendlichen Festivitäten mit dem Satz „Morgen wieder lustig“. Es sollen die einzigen Wörter gewesen sein, die er auf Deutsch beherrschte, weshalb er von seinen Untertanen „König Lustig“ genannt wurde.
Mit Westphalen wollte Napoleon ein Bollwerk gegen Preußen schaffen, das sich durch eine liberale Herrschaft auszeichnete. Niemand sollte sich die preußische Zeit je wieder zurückwünschen. Dazu hatte Jérôme den „Code Civil“ im Gepäck – das damals modernste Gesetzeswerk. Westphalen bekam, erstmals in Deutschland, eine Verfassung und ein Parlament. Doch dann kam die Enttäuschung: Steuererhöhungen, polizeistaatliche Maßnahmen und Versorgungsleistungen für die Grande Armée machten die neue Herrschaft in den Augen der Bevölkerung missliebig. Nach Napo‧leons sieglosem Russland-Feldzug floh auch Jérôme 1813 ins Exil. Viele seiner zwei Millionen Untertanen weinten „König Lustig“ keine Träne nach, wenngleich Preußen viele der liberalen Veränderungen schleunigst wieder rückgängig machte.