Die ersten Jahre der Königsherrschaft des Welfen Otto IV. waren geprägt vom Kampf gegen seinen staufischen Kontrahenten, König Philipp von Schwaben: Beide Könige waren 1198 aus einer Doppelwahl hervorgegangen. Obgleich Otto, ein Sohn des streitbaren Heinrich des Löwen, schon früh die Anerkennung Papst Innozenz’ III. erlangen konnte, blieb der entscheidende Erfolg im römisch-deutschen Reich aus. Immer mehr seiner mächtigen Anhänger liefen ins staufische Lager über, und Ottos Sache schien eigentlich schon verloren, als 1208 Philipp von Schwaben Opfer eines tödlichen Attentats durch Otto VII. von Wittelsbach wurde. Otto IV. wurde nun allgemein als Herrscher anerkannt.
Schnell wiederholte er seinen bereits 1201 geleisteten Eid, die Herrschaftsansprüche des Papstes in Mittel- und Unteritalien anzuerkennen, und machte sich auf den Weg nach Italien. Am 4. Oktober 1209 empfing er in der römischen Peterskirche die Kaiserkrone. Sodann hielt er den Steigbügel am päpstlichen Pferd und versprach, einen Kreuzzug zu unternehmen. Die inszenierte Eintracht währte indes nicht lange. Schnell riss sich der Kaiser, so ein aufgebrachter Chronist, „die Maske vom Gesicht und griff nach dem Gut, das er der Kirche eben noch zugeschworen hatte“. Als Otto IV. nämlich seine Hand nach Sizilien auszustrecken begann, erkannte der Papst, dass sich der Kaiser keineswegs an seinen Eid halten wollte. Der Papst verhängte die Exkommunikation über Otto.