Über Jahre konnte Agrippina ihren unmündigen Sohn Nero als Kaiser in ihrem Sinn lenken. Doch als der junge Mann in die Pubertät kam, wurde er dieser Manipulation überdrüssig und wollte seine Freiheit. Die intrigenerfahrene Mutter war allerdings auf der Hut; mit Gift war ihr nicht beizukommen. Der Kaiser musste kreativer werden. Angeblich brachte ein Theaterbesuch die Erleuchtung, bei dem Nero ein Schiff sah, das sich öffnete, um Tiere aus seinem Bauch zu entlassen. Der Jüngling passte diese Idee an, und im Frühjahr 59 n. Chr. lockte er seine Mutter an die kampanische Küste. Auf einem präparierten Schiff sollte die Kaiserin bei einem fingierten Schiffbruch ihr Ende finden. Doch als das Fahrzeug wie geplant auseinanderbrach, fanden nur Agrippinas Begleiter den Tod. Sie selbst überlebte und floh in ihre nahegelegene Villa. Einer ihrer Diener überbrachte dem Herrscher die freudige Nachricht, dass seine Mutter wohlauf sei. In seiner Verzweiflung schleuderte Nero dem Mann einen Dolch zwischen die Füße und beschuldigte den Unglücklichen, im Auftrag Agrippinas ein Attentat auf ihn, den Kaiser, verübt zu haben. Wer hätte es gewagt, dem Herrscher diesen billigen Trick vorzuhalten? Am 23. März brachte ein Trupp Soldaten das Werk mit brachialer Gewalt zu Ende. Agrippina soll dem Offizier noch ihren Bauch angeboten haben mit den Worten: „Stoß hierhin!“. Nero empfing daraufhin die mehr oder weniger aufrichtigen Glückwünsche der Aristokraten, dem angeblichen von seiner Mutter geplanten Mordanschlag entronnen zu sein.
23.03.59
Nero, der Muttermörder1. Dezember 2014
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