Als der persische König Xerxes 480 v. Chr. Athen plünderte, nahm er eine Statuengruppe von der Akropolis mit, die „Tyrannenmörder“. Diese Skulpturen bedeuteten für die besiegten Athener den Inbegriff ihrer Gemeinschaft, denn sie feierten Harmodios und Aristogeiton, zwei Männer, die im Sommer 514 v. Chr. einen Anschlag auf die beiden damals herrschenden Tyrannen verübt hatten. Der Anschlag missglückte teilweise: Nur Hipparchos starb. Der eigentliche Herrscher, sein Bruder Hippias, kontrollierte die Situation weiterhin. Seine Leibwächter töteten Harmodios auf der Stelle, Aristogeiton wurde gefoltert und soll Freunde der Tyrannen als angebliche Mitverschwörer genannt haben.
Tatsächlich hatte es sich aber offenbar um eine Verzweiflungstat ohne viele Helfer gehandelt. Wenn man späteren Quellen glaubt, dann war das Ziel nicht einmal die Errichtung einer demokratischen Ordnung, sondern wohl eine private Angelegenheit. Zwischen dem älteren Aristogeiton und dem jungen Harmodios bestand eine päderastische Liebesbeziehung. Begehrlichkeiten des Hipparchos gegenüber Harmodois führten zu tragischen Verwicklungen. Zurückweisung, Demütigung, Hass – diese Spirale entfesselter Leidenschaften kostete drei der Beteiligten das Leben, aber Hippias nicht die Macht. Alexander der Große holte schließlich die geraubte „Tyrannenmörder-Gruppe“ wieder nach Athen.