Das fruchtbare Tal von Copán, 600 Meter über dem Meeresspiegel im Westen von Honduras gelegen, wird das ganze Jahr ausreichend bewässert. Die aufragenden Berge bieten einen sicheren Schutz vor Wirbelstürmen, das tropische Klima ist gemäßigt. So boten sich gute Umweltbedingungen, als um 360 Yäx-K’uk’- Mo’ den noch unbedeutenden Thron der Maya-Stadt Copán bestieg. Seine Dynastie, die Copán zu einem Zentrum der Maya-Kultur machte, sollte rund fünf Jahrhunderte bestehen.
Die gut erhaltenen Baulichkeiten der prachtvollen Zeremonialanlage beeindrucken: Pyramide, Tempel und Terrassen umgeben zwei Höfe, Skulpturen, Stelen und Reliefs dienen als Schmuck. Auf dem großen Ballspielplatz fand ein kultisches Spiel statt, bei dem zwei Mannschaften einen kleinen Ball durch einen Steinring treiben mußten.
Dem 15. Herrscher verdanken wir Einzelheiten über die Dynastie Copáns. Er veranlaßte die Ausgestaltung der berühmten 63stufigen Hieroglyphentreppe. Die Stufen überzieht ein aus 2200 Zeichen bestehender Text, der Angaben über 200 Jahre Dynastiegeschichte enthält. In überlebensgroßen Sitzfiguren sind die ehemaligen Herrscher in der Mitte der Treppe ungewöhnlich kriegerisch dargestellt – vielleicht zur Abwehr politischer Unruhen. Mit dem 16. Herrscher fand die Dynastie ein abruptes Ende. Und als sich 1839 der US-Amerikaner John Lloyd Stephens und der Engländer Frederick Catherwood nach Copán aufmachten, war die Stadt vom Urwald völlig überwuchert.
