Im Jahr 205 v. Chr. tobte noch der Krieg gegen Hannibal, der in Süditalien stand. Eine Befragung der Orakelsprüche der sibyllinischen Bücher wies einen Weg zum Sieg: Wenn ein ausländischer Feind auf italischem Boden stehe, so besagten sie, könne er vertrieben werden, falls man die „Mutter vom Ida aus Pessinus“ nach Rom bringe.
Die kleinasiatische Göttin, dort Kybele genannt, kannten die Römer als Retterin ihres Urahns Äneas nach dessen Flucht aus Troia. In ihrem Heiligtum in Pessinus (Phrygien) befand sich ein schwarzer Meteorit, den es nun nach Rom zu transferieren galt. Mit inständigen Bitten wandte sich Rom daher an Attalos, König von Pergamon, der das Kultbild bereitwillig herausgab. Die Überführung im folgenden Jahr war ein großartiges Spektakel: Eine Flottille brachte den Stein bis nach Ostia, von wo aus ihn römische Matronen weiter auf dem Tiber begleiteten. An der Stadtgrenze blieb das Schiff plötzlich vor der Tiberinsel stecken. Erst auf das Flehen der Vestalin Claudia hin konnte die Reise glücklich beendet werden.
Die Magna Mater sollte künftig auf dem Palatin wohnen. Zunächst aber musste das Kultbild bei der benachbarten Siegesgöttin einziehen. Kybeles eigener, prächtiger Tempel wurde erst 13 Jahre später eingeweiht. Am 4. April, dem Tag ihrer Ankunft, ehrte man fortan jährlich die Große Mutter eine Woche lang.