Krates von Mallos war von seinem König Attalos von Pergamon 169 v.Chr. in einer diplomatischen Mission zum Senat nach Rom geschickt worden. Gedankenverloren ging der griechische Philosoph dort auf dem Palatin spazieren, rutschte aus, verfing sich mit seinem Bein in einem offenen Abwasserschacht und – brach sich das Schienbein. Die Zeit seiner Genesung nutzte Krates, um den Römern Vorträge zu halten, besonders über die Kunst der Sprache. Laut dem Biographen Sueton hatten die Römer vor dem Beinbruch des Krates keinerlei Kunstfertigkeit im Schreiben und Reden besessen. Ihre Gedanken waren nur auf das Kriegführen gerichtet. Für die schönen Künste, insbesondere die Sprache, hätten sie weder Zeit noch Interesse gehabt. Die einzigen, die sich einmal im Dichten versucht hätten, Livius (Andronicus) und Ennius, sollen auch halbe Griechen gewesen sein und keine wirklichen Römer. Nachdem Krates aber in Rom gewesen war, hatten die Römer angefangen, sich ein Beispiel an den Griechen zu nehmen. Zunächst wagten sie sich zwar nur an die Bearbeitung schon vorhandener Texte, aber schon bald entwickelten sie beachtliche Fähigkeiten in den schönen Künsten. Deren griechische Ursprünge konnten und wollten sie jedoch nie leugnen. So fand auch die griechische Philosophie ihren Weg nach Rom und blieb dort bestimmend, dank eines offenen Abwasserkanals.
169 v. Chr.
Griechische Philosophen in RomTeilen: