Niemals zuvor habe man indische Gesandte bei einem römischen Feldherrn erblickt – so rühmt Augustus in seinem „Tatenbericht“ den Besuch der Abgesandten des indischen Königs Poros. Aus der exotischen Ferne waren die Männer bis nach Tarraco (Tarragona) in Spanien gekommen, um im Winter 25 v. Chr. dem Herrscher Roms ihre Aufwartung zu machen. Es dürfte dabei um die üblichen Freundschaftsbekundungen und die Förderung der Handelsbeziehungen gegangen sein. Fünf Jahre später empfing Augustus erneut indische Diplomaten, diesmal auf der griechischen Insel Samos. Deren Geschenke – mehrere Tiger und ein armloser Akrobat – faszinierten die Römer ganz besonders.
Aus römischer Sicht huldigten die fernen Völker Augustus wegen seiner politischen Leistungen. So meint etwa der Biograph Sueton, Augustus’ „Ruf der Rechtschaffenheit und Mäßigung“ habe die Inder veranlasst, um die Freundschaft der Römer zu bitten. Der spätantike Schriftsteller Orosius vergleicht Augustus gar mit Alexander: So wie dieser Herrscher spanische Gesandte in Babylon empfangen hatte, kämen nun indische Gesandte zu Augustus nach Spanien. Dieses Bild dürfte allerdings eher römisches Wunschdenken gewesen sein. Die Handelskontakte aber wurden immer enger: In der Mitte des 1. Jahrhunderts soll der Warenwert des jährlichen Imports aus dem fernen Osten über 100 Millionen Sesterzen betragen haben. Auf Elfenbein, Gewürze, Seide und andere Luxusgüter aus Indien hätten die Damen der Oberschicht, so Plinius, nicht mehr verzichten wollen.