Es war der bis dahin beeindruckendste Erfolg einer deutschen Grabungskampagne in Ägypten. So beeindruckend, daß er die gesamte deutsche Archäologie in Ägypten elf Jahre später zum Stillstand brachte: Denn als die Regierung in Kairo mitbekam, welcher Wirbel bei der Präsentation der Büste 1923 in Berlin entstand, wurde ihr klar, welch wertvolles Kulturgut ihr da abhanden gekommen war. Alle deutschen Konzessionen wurden gestoppt. Dabei war bei der Ausgrabung und Überführung alles mit rechten Mitteln zugegangen: Seit 1907 grub Ludwig Borchardt im Auftrag der Deutschen Orient-Gesellschaft in Amarna nach den Resten von Achetaton – jener “Teilzeithauptstadt”, die der Herrscher Echnaton im 14. Jahrhundert v. Chr. errichten ließ, die jedoch ihre Stellung gleich nach dem Tod ihres Erbauers wieder an die ursprüngliche Metropole Theben verlor. Fünf Jahre nach Beginn der Grabungen gelang einem einheimischen Arbeiter die spektakuläre Entdeckung: In der verschütteten Werkstatt des Bildhauers Thutmosis lag eine 48 Zentimeter hohe Kalkstein-Büste knietief unter Schutt. Sie stellte Nofretete, die Gattin Echnatons dar. Bei der “Teilung” der Funde, die nach der Konzession zwischen Grabungsteam und ägyptischen Altertümerverwaltung vorgenommen wurde, ging das verstaubte Stück gütlich an die Deutschen. Bei der Präsentation in Berlin machte es dem Namen ihre Vorbilds alles Ehre: “Die Schöne ist gekommen” (so Nofretete übersetzt) raunten tausende Besucher im Ägyptischen Museum. Und das ist noch heute so.
7. Dezember 1912
Nofretete-Büste entdecktTeilen: