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„Eine böse Obrigkeit verhindern“

Rainer Eppelmann über Dietrich Bonhoeffer

„Eine böse Obrigkeit verhindern“

Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft sprechen über historische Gestalten, die sie beeindruckt haben. In dieser Ausgabe: der evangelische Pfarrer und CDU-Politiker Rainer Eppelmann über den Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer.

DAMALS: Wann haben Sie zum ersten Mal von Bonhoeffer gehört? Rainer Eppelmann: Ich war 16 oder 17, da hörte ich in einer Jugendstunde in der Jungen Gemeinde in Berlin-Hohenschönhausen von zwei Christen, die nach Ansicht der Gemeindehelferin Wichtiges für Kirche und Glauben und darüber hinaus geleistet hatten: Martin Luther King und Bonhoeffer.

DAMALS: Was hat Sie an Bonhoeffer beeindruckt? Eppelmann: Es war ja die Zeit des Kirchenkampfes in der DDR. Auch ich wusste, was es hieß, Minderheit zu sein, am Rand zu stehen. Da hörte ich von Bonhoeffer und dachte mir: Donnerwetter, der hat in vergleichbaren Verhältnissen einer Diktatur gelebt und Haltung gezeigt. Das Zweite war sein theologischer Ansatz einer nicht-religiösen Interpretation biblischer Begriffe. Wir wuchsen ja in einem atheistischen Land auf. Da kam es besonders darauf an, dass die christliche Verkündigung die konkrete Lebenssituation der Menschen berücksichtigte. Das hat Bonhoeffer auf für mich überzeugende Weise getan. Er wusste, dass er über Gott im Reich Adolf Hitlers anders reden musste als in England oder irgendeinem katholischen Land.

DAMALS: Er verkörperte einen widerständigen Protestantismus … Eppelmann: Auch das beeindruckte in einem Land, in dem bei Aufmärschen die Stalin-Bilder vor uns hergetragen worden sind. In der ersten Reihe immer die großen Klassiker Marx, Engels, Lenin, Stalin. In der zweiten Reihe waren Genossen wie Wilhelm Pieck zu sehen, Otto Grotewohl, vor allem Walter Ulbricht und nachher Erich Honecker. In seiner Zeit hat Bonhoeffer gesagt, er habe bei Paulus gelesen, dass Christen der Obrigkeit untertan sein sollten. Aber nicht um jeden Preis und nicht jedem. Für Bonhoeffer hatte die Kirche auch den Auftrag, die Obrigkeit zu hinterfragen und zu kritisieren, und sogar zu verhindern, dass eine böse Obrigkeit weiter regieren kann.

DAMALS: Ein politischer Denker? Eppelmann: „Die Kirche hat kein Recht, sich Macht über den Staat anzueignen. Aber sie darf sich nicht aus der Politik heraushalten, wenn der Staat grund‧legende Menschenrechte außer Kraft setzt“, sagte er in einem Vortrag im März 1933. Damit hat er eine ungeheure politische Wirkung entfaltet. Sonst hätten ihn die Nazis nicht auf so erniedrigende Weise töten müssen.

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