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„Königin des Pragmatismus“

Faszinierende Figuren: Franziska Augstein über Elisabeth I.

„Königin des Pragmatismus“
Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft sprechen über historische Gestalten, die sie beeindruckt haben. In dieser Ausgabe: die Journalistin Franziska Augstein über die englische Herrscherin Elisabeth I.

DAMALS: Elisabeth I. – können Sie sich noch erinnern, wann Sie zum ersten Mal von ihr gehört haben?

Franziska Augstein: Lebhaft ist mir in Erinnerung, wie mein Vater eine Biographie Elisabeths las. Ihn beeindruckte, dass die Königin tagelang zögerte, bevor sie das Todesurteil Maria Stuarts unterzeichnete. Sie musste die Frau loswerden, die ihr den Thron streitig machte. Die Staatsräson gebot das – aber sie konnte sich nur schwer dazu durchringen.

DAMALS: Womit hat Sie diese englische Königin beeindruckt?

Franziska Augstein: Auf beglückende Weise beeindruckend finde ich die Rede, die sie 1588 hielt, als die Landung der spanischen Armada drohte. Da sprach sie zu den Truppen: Äußerlich sei sie zwar nur eine schwache Frau, innerlich aber habe sie „Herz und Mark eines Königs“. Indem sie sich auf das gängige abfällige Frauenbild einließ, verwandelte sie ihren Nachteil – eben bloß eine Frau zu sein – in eine Stärke. Diese Rede von Tilbury hatte großen Erfolg.

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DAMALS: Was können heutige Frauen von ihr lernen?

Franziska Augstein: Pragmatismus ist eine Eigenschaft, die Frauen – übrigens auch Männern – weiterhilft. Anders als viele Männer war Elisabeth umsichtig, auf Stabilität bedacht. Sie handelte einem englischen Sprichwort zufolge, das erst lange nach ihrem Tod geprägt worden ist: Was nicht kaputt ist, muss man nicht reparieren. Ihre konservative Lebenseinstellung – konservativ im Sinne von „bewahrend“ – machte es ihr, der überzeugten Protestantin, möglich, den Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten glimpflich zu befrieden. Pragmatisch, wenngleich nicht zu empfehlen, war auch ihre Entscheidung, nicht zu heiraten. Sie kannte die Liebe. Da sie aus politischen Gründen ihren Favoriten Robert Dudley nicht heiraten konnte, hat sie sich darauf verlegt, sich als „jungfräuliche“ Königin in Szene zu setzen.

DAMALS: Hat sie etwas besser gemacht als andere Herrscher ihrer Zeit?

Franziska Augstein: Modern gesprochen, war sie nicht beratungsresistent. Als sie 1558 gekrönt wurde, fand sie für ihren Kronrat, den „Privy Council“, fähige und loyale Männer. Sie war immer in der Lage, Ratschlägen zu folgen.

DAMALS: Taugt sie als Vorbild?

Franziska Augstein: Jeder angehende heutige Despot könnte von ihrem Regierungsstil eine ganze Menge lernen.

DAMALS: Gibt es auch etwas, das Sie an Elisabeth nicht schätzen? Sie benahm sich zu oft zickig oder eklig. Bei einer Königin nennt man das wankelmütig und aufbrausend.

Kurzporträt: Elisabeth I. (1533 –1603), Tochter Heinrichs VIII. und seiner zweiten Frau Anne Boleyn, war seit 1558 Königin von England – die letzte in einer Reihe von fünf Herrschern der Tudor-Dynastie. In ihre Regierungszeit fallen unter anderem der Ausbau der englischen Seemacht (Sieg über die spanische Armada 1588) sowie die Anfänge der Kolonisierung Nordamerikas.

Franziska Augstein, geb. 1964, ist Journalistin. Studium der Geschichte, Politik und Philosophie in Berlin, Bielefeld und Brighton. 1996 Promotion in London über die Ursprünge der Rassentheorie. Redakteurin beim ZEIT-Magazin, seit 1997 im Feuilleton zunächst der FAZ, seit 2001 der Süddeutschen Zeitung. Augstein wirkt auch als Jurorin beim jährlichen DAMALS-Buchwettbewerb mit.

Interview: Winfried Dolderer

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