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„Wie er Natur einatmet …“

Faszinierende Figuren: Florian Illies über Caspar David Friedrich

„Wie er Natur einatmet …“
Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft sprechen über historische Gestalten, die sie beeindruckt haben. In dieser Ausgabe: der Publizist und Kunsthändler Florian Illies über den Maler Caspar David Friedrich.

DAMALS: Wann haben Sie zum ersten Mal von Caspar David Friedrich gehört? Florian Illies: In der Schulzeit, und das ist eine Erinnerung an etwas eher Fremdes, abschreckend Bildungsbürgerliches, das der Welt meiner Eltern zugehörig schien.

DAMALS: Dennoch hat er Sie am Ende fasziniert? Illies: Das hat lange gedauert. Meine Helden in der Malerei habe ich zunächst in der Gegenwartskunst der 1960er Jahre gesucht. Irgendwann bin ich dann dem 19. Jahrhundert verfallen. Und je mehr man sich damit beschäftigt, mit den Künstlern und großen Figuren – plötzlich merkt man: Da ist einer, der steht doch über allen, eben Caspar David Friedrich. Die Liebe hat sich sehr langsam entwickelt, dafür umso nachhaltiger.

DAMALS: Was hebt ihn über die Zeitgenossen hinaus? Illies: Er ist künstlerisch-technisch virtuos – aber das sind ganz viele. Er ist einer aus der ersten Generation, die im frühen 19. Jahrhundert die Freilichtmalerei erprobt – das sind auch ganz viele. Aber es gibt ein Moment, das bei ihm hinzukommt: Er legt in seine Landschaften eine Dimension, die wir heute als transzendental beschreiben würden. Das ist ein Moment von Überzeitlichkeit. In einer Zeit, in der nach der Aufklärung das Christliche als Bildmotiv aus der Malerei verschwindet, gelingen ihm unglaub‧licherweise neue Bilder von transzendentaler Wirkung, obwohl er nur die Hänge rund um Dresden malt. Es ist eine gar nicht mit Worten zu ermessende Leistung, wie er Natur einatmet, verwandelt und als Kunst ausatmet.

DAMALS: Gibt es Bilder, die Sie besonders schätzen? Illies: Es gibt zwei Bilder, die seine Größe am klarsten darstellen. Einmal das „Eismeer“ in Hamburg, dieses ungeheure Bild gigantischer, sich auftürmender Eisschollen. Mein persönliches Lieblingsbild ist „Ziehende Wolken“, ebenfalls in der Hamburger Kunsthalle. Es zeigt das, was der Titel besagt, aber in diesem Bild steckt viel mehr. Wer sich darin versenkt, wird gewahr, dass die Natur im Vorüberziehen den Menschen nicht braucht. Der Mensch darf glücklich sein, dass er auf der Welt ist und die Möglichkeit hat, solche Dinge zu sehen.

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DAMALS: Wie ließe sich seine Kunst in Stichworten charakterisieren? Illies: Inbegriff dessen, was die Welt für deutsche Romantik hält. Erfinder und einziger Schöpfer transzendentaler Landschaftsmalerei. Mit seiner Gabe, die Natur mit einer geistigen Dimension aufzuladen, absolut singulär.

Interview: Dr. Winfried Dolderer

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