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1600 Jahre alte christliche Fresken enthüllt

Geschichte|Archäologie

1600 Jahre alte christliche Fresken enthüllt
Die Katakomben von Rom sind für ihre frühchristlichen Gräber berühmt. (Foto: redhumv/iStock)

Die Katakomben von Rom sind für ihre Grabstätten früher Christen berühmt. Mithilfe modernster Lasertechnik haben Archäologen jetzt die Wände von zwei Kammern in diesem unterirdischen Labyrinth von Schmutz und Ablagerungen befreit – und 1600 Jahre alte Fresken enthüllt. Sie zeigen Alltagsszenen aus dem Leben der Verstorbenen, aber auch heidnische und biblische Motive.

Labyrinth der Toten

Die Katakomben von St. Domitilla erstrecken sich in Form verzweigter Gänge über mehr als zwölf Kilometer im römischen Untergrund. Sie gelten als einer der größten unterirdischen Friedhöfe früher Christen in Rom. Bis heute wurden in den Katakomben rund 26.000 Grabstätten entdeckt. In diesen liegen die Toten meist in Nischen entlang der Wände, teilweise zieren Reliefs und Fresken die Wände dieser Nischen und ihre Umgebung.

„Diese Gräber repräsentieren die tiefsten Wurzeln unserer Identität, die Wurzeln Roms und des Christentums, sagt Kardinal Gianfranco Ravasi, Leiter der päpstlichen Kommission für sakrale Archäologie. Wiederentdeckt wurde dieser unterirdische Friedhof zwar schon im Jahr 1593 durch den Archäologen Antonio Bosio. Doch schon damals war ein Großteil der Wandmalereien unkenntlich und von jahrhundertealtem Staub und Ablagerungen verdeckt.

Heidnische und christliche Motive nebeneinander

In einem sieben Jahre dauernden Projekt haben deutsche und österreichische Archäologen neueste Lasertechnologie eingesetzt, um die verdeckenden Ablagerungen auf den Freskos Millimeter für Millimeter abzutragen. In zwei Bereichen der Katakomben von St. Domitilla sind ihre Arbeiten jetzt abgeschlossen und enthüllen zahlreiche zuvor nicht sichtbare Fresken aus der Antike.

In einem Bereich aus dem 3. Jahrhundert zeigen die neu aufgedeckten Wandmalereien wie eng in der Anfangszeit des Christentums heidnische und christliche Vorstellungen nebeneinander existierten. So sind auf einigen Bildern Weintrauben und der Gott Amor zu erkennen, auf anderen dagegen biblische Szenen wie Daniel in der Löwengrube oder Noah und die Arche. „Diese Arbeiten illustrieren den schwierigen Weg, den die Römer auf ihrem Weg zum neuen Glauben gingen“, kommentierte Giovanni Carru päpstlichen Kommission für sakrale Archäologie.

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Alltagszenen aus dem frühchristlichen Rom

In dem zweiten Bereich jetzt fertiggestellten Bereich der Katakomben zeigen die Fresken neben religiösen Motiven wie Aposteln oder Jesus Christus auch Alltagsszenen aus dem Leben der dort bestatteten Toten. Dabei handelte es sich nicht um Bäcker, wie man bisher angenommen hatte, sondern eher um Getreidehändler, wie die Wandmalereien enthüllen. Denn zu sehen ist der mit einer reich dekorierten Tunika bekleidete Mann unter anderen in einem Annona, einem Büro, indem der Kauf und Verkauf von Roms Getreidevorräten abgewickelt wurde.

Ein weiteres erst durch die Laserreinigung sichtbar gemachtes Fresko zeigt eine Darstellung Christi auf einem Thron mit erhobenen rechten Arm. Vor ihm sind zwei Personen – wahrscheinlich die Toten – zu sehen, die von ihren Schutzheiligen begleitet werden. „Diese Motive sind im Repertoire der Katakomben-Malereien relativ selten“, erklärt die Archäologin Barbara Mazzei von der päpstlichen Kommission gegenüber dem Magazin Livescience.

Unter den eher skurrilen Funden ist ein gut 400 Jahre altes Graffiti von Antonio Bosio, dem Wiederentdecker der Katakomben von St. Domitilla. Er verewigte sich dort, indem er seinen Namen in schwarzer Farbe direkt über eine antike Darstellung von Christus und seinen Jüngern an die Wand schrieb.

Quelle: Reuters, Smithsonian, Livescience
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