Von vielen antiken Persönlichkeiten wie Augustus, Cicero oder Mark Aurel sind nicht nur Texte überliefert, sondern es gibt auch Porträtköpfe. Sind diese realistisch, oder zeigen sie ein Ideal? Können wir aus ihnen auf den Charakter des oder der Dargestellten schließen? Diesen spannenden Fragen geht die Ausstellung „Charakterköpfe“ in der Glyptothek in München noch bis zum 14. Januar 2018 nach. Sie beleuchtet 1000 Jahre griechischer und römischer Porträtkunst – vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. -, wobei der eindeutige Schwerpunkt auf der römischen Zeit liegt. Der ohnehin schon große Bestand der Glyptothek wurde durch Leihgaben ergänzt.
Die Reduktion einer menschlichen Charakterstudie auf das Gesicht ist eine verhältnismäßig späte Entwicklung. Für die Griechen gehörte selbstverständlich die Darstellung des Körpers dazu, nur sind diese oft lebensgroßen Statuen meist nicht mehr erhalten. Die Schau lässt nachvollziehbar werden, dass es bei den Griechen idealisierte Porträts ebenso wie realistischere, individuellere Gestaltungen gab, die dann in römischer Zeit wahre Triumphe feierten. Vor allem die Porträts alter Männer aus spätrepublikanischer Zeit voller Lebensspuren berühren sehr, während das Bildnis des Kaisers Augustus mit Eichenlaubkranz, obgleich mit individuellen Zügen ausgestattet, Unnahbarkeit und Würde ausstrahlen sollte. Als zeitloses Ideal wurde seine Frau Livia gestaltet. Der Katalog ist im Hirmer Verlag, München, erschienen.