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Dem Einfluss der mittelalterlichen Päpste auf der Spur

Geschichte|Archäologie

Dem Einfluss der mittelalterlichen Päpste auf der Spur
Die Korrespondenz der mittelalterlichen Päpste wird neu aufgearbeitet. (Foto: bluekite/iStock)

Wie prägten die Päpste die Entwicklung Europas im frühen und hohen Mittelalter? Einblicke in diese Frage soll nun das Projekt „Regesta Pontificum Romanorum“ geben: Deutsche Historiker wollen die päpstliche Korrespondenz von den Anfängen bis ins Jahr 1198 erfassen und aufarbeiten.

Absender Pontifex Maximus: Bei den mittelalterlichen Schriftstücken des Papstes handelt es sich beispielsweise um das Schreiben anlässlich einer Kaiserkrönung, die offizielle Bestätigung einer Schenkung oder sein Machtwort in einer strittigen Rechtsangelegenheit. In den von der päpstlichen Kanzlei versandten Dokumente spiegeln sich damit sowohl die Motive der Kirche, aber auch die lokalen Besonderheiten und Erwartungshaltungen der Empfänger gegenüber dem christlichen Oberhirten wider. Doch erst ab dem Jahr 1198 sind die schriftlichen Kontakte der Päpste zur christlichen Welt gut dokumentiert. Vorher wurden sie nie zentral erfasst und so ist die Korrespondenz des Heiligen Vaters mit Herrschern, Bischöfen oder Klöstern in ganz Europa bisher nur schwer fassbar: Sofern die Schreiben noch existieren, sind sie bei den Empfängern über ganz Europa verstreut.

Das bedeutet: Will man einen klareren Gesamteindruck erhalten, muss man die Dokumente systematisch erfassen. Dieser Aufgabe widmen sich nun die Forscher um Klaus Herbers von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. „Für die Erforschung der Entstehung des staatlichen Gebildes Europa sowie für die Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen dem römischen Zentrum und der damaligen christlichen Welt ist ein Verzeichnis der päpstlichen Schreiben unerlässlich“, so der Historiker.

32.000 Papstkontakte

Er und seine Kollegen arbeiten dabei an einer Neuauflage eines mittlerweile betagten Verzeichnisses: des Standardwerks „Regesta Pontificum Romanorum“. Im Jahr 1851 hat Philipp Jaffe darin die Papstkontakte in sogenannten Regesten zusammengestellt, 1885/1888 folgte dann eine zweite Auflage. In den Regesten sind in Kurzform die Inhalte päpstlicher Schreiben, das Ausstelllungsdatum sowie weitere Informationen zusammengefasst. Nun besteht allerdings eindeutig Aktualisierungsbedarf, betonen die Forscher: „Durch Neufunde und Forschungen der letzten 130 Jahre ist mittlerweile von mindestens 32.000 dokumentierten Papstkontakten bis 1198 auszugehen“, erklärt Herbers. Die Historiker können bei der Aufarbeitung bereits beachtliche Ergebnisse vorweisen: Die Dokumente aus der Zeit von der Ankunft des Apostels Petrus in Rom bis zum Jahr 604 haben sie schon bearbeitet – der erster Band umfasst damit über 3.100 Regesten auf 600 Seiten.

Um das chronologische Verzeichnis der Papsturkunden zu erarbeiten, gehen die Wissenschaftler bisweilen mit Spürsinn vor: Neben der Analyse von Annalen, Chroniken oder Kirchenrechtssammlungen entdecken sie auch „versteckte Quellen“, in denen sich Hinweise über päpstliche Urkunden verbergen – auch solche, die nicht mehr erhalten sind. „Damit eröffnen wir den wissenschaftlich gesicherten und systematischen Zugang zu einem der wichtigsten europäischen Quellenbestände“, sagt Herbers, „so dass nun die konstitutive Rolle des Papsttums bei der Verbreitung von Werten, Verfahren sowie von Rechts- und Denkfiguren vergleichend und umfassend betrachtet werden kann.“

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Um ihre Ergebnisse leichter nutzbar zu machen, stellen die Forscher ihre Ergebnisse auch online zur Recherche zur Verfügung, unter: www.papsturkunden.de. Ihnen zufolge lässt sich mit Hilfe des Projekts nicht nur die Geschichte der katholischen Kirche aufarbeiten – die Bedeutung ist weitreichend: „Auch die Ordnungsstrukturen, die im Mittelalter geschaffen wurden und bis heute Europa sein Gesicht geben, werden nachvollziehbar gemacht“, so Herbers.

Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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