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„Die Haudegen“: Filmreifes Kriegs-Ende in der Arktis

Geschichte|Archäologie

„Die Haudegen“: Filmreifes Kriegs-Ende in der Arktis
Die Station "Haudegen" auf der Insel Nordostland des Spitzbergen-Archipels. (Leibniz-Institut für Länderkunde)

Das Archiv für Geographie des Leibniz-Instituts für Länderkunde hat ein spektakuläres Geschenk erhalten: Die Unterlagen der nordöstlich von Spitzbergen gelegenen Wetterstation „Haudegen”. Als letzte Einheit der Wehrmacht kapitulierte der dort stationierte Wettertrupp erst am 4. September 1945 und wurde anschließend evakuiert.

Den einschlägigen Tarnnamen „Haudegen” hatte die Wetterstation dem Leiter des frostigen Unternehmens zu verdanken: Leutnant Wilhelm Dege (1910-1979). Während des Zweiten Weltkriegs hatten er und seine zehnköpfige Mannschaft unter oft widrigen Bedingungen meteorologische Daten gesammelt und verschlüsselt ins besetzte Norwegen gefunkt. Während des einjährigen Aufenthalts auf Spitzbergen entstanden neben den Messergebnissen der Wetterstation auch die persönlichen Aufzeichnungen Wilhelm Deges sowie mehrere Hundert Fotos und Filme. Der Sohn Wilhelm Deges gelangte schließlich in den Beistz dieses Materials – nun hat er es in die Obhut des Archivs für Geographie im Leibniz-Institut für Länderkunde übergegeben.

Bizarre Kapitulation auf Spitzbergen

„Das Material ist deswegen so spannend, weil Deges Aufzeichnungen die Geschichte einer der wohl merkwürdigsten Kapitulationen erzählen”, freut sich Archivleiter Heinz Peter Brogiato. „Die Haudegen” erfuhren zunächst nichts vom Kriegsende und konnten ihren Außenposten im Nordpolarmeer erst am 4. September 1945 verlassen. Dazu mussten sie aber noch in kurioser Weise kapitulieren: Erst nachdem Dege seine Dienstpistole auf den Tisch des Stationshauses gelegt und eine Kapitulationserklärung unterschrieben hatte, war der Kapitän Ludwig Albertsen des norwegischen Robbenfängers „Blaasel” bereit, die Deutschen ans Norwegische Festland zu bringen.

Zurück in Deutschland arbeitete Wilhelm Dege ab 1946 als Lehrer. 1962 wurde er dann als Professor für Heimat- und Volkskunde und Didaktik der Erdkunde an die Pädagogische Akademie nach Dortmund berufen, wo er bis 1976 lehrte. Seine Aufzeichnungen und Dokumente aus der Zeit auf Spitzbergen hatte er Anfang der fünfziger Jahre zurückerhalten. Sein Sohn Eckart Dege, der bis 2007 eine Professur für Geographie an der Universität Kiel innehatte, konnte 1985 auf den Spuren seines Vaters die Reste der „Haudegen” auf Spitzbergen besuchen.

Um den Bestand des Archivs für Geographie im Leibniz-Institut für Länderkunde zu ergänzen, hat Eckart Dege nun der Einrichtung die spannenden Dokumente seines Vaters übergeben. Die Erforschung der Polarregion ist im Archiv bereits durch die Aufzeichnungen mehrerer Expeditionen dokumentiert. Darunter finden sich auch Überreste der tragisch verlaufenen Schröder-Stranz-Expedition: Wo 1944/45 Wilhelm Dege und seine Mannschaft stationiert waren, hatten sich bereits 1912 mysteriöse Ereignisse abgespielt: Sieben Expeditionsteilnehmer fanden damals den Tod – unter bis heute ungeklärten Umständen.

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Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde
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