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Die Helden von Tarnow

Geschichte|Archäologie

Die Helden von Tarnow
Das Rathaus von Tarnow. (DAMALS)

Die Stadt Tarnow in Galizien war bis zum Zweiten Weltkrieg ein typisches jüdisches „Schtetl“ – eine ländliche Stadt in Ostpolen mit rund 50 Prozent jüdischem Bevölkerungsanteil. Auch die jüdische Bevölkerung dieser Stadt fiel den Nationalsozialisten zum Opfer. Allerdings gibt es im Fall Tarnow eine Besonderheit.

Tarnow, 1939 mit rund 40.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Galiziens, war eine Station der 25-köpfigen Gruppe von DAMALS-Lesern, die noch bis zum 3. Oktober 2016 auf Leserreise durch Galizien unterwegs ist. Die Reise führt von Krakau bis nach Lemberg in der heutigen Ukraine, einst die kulturelle Metropole Ostpolens.

Im Juni 1942 richteten die nationalsozialistischen Besatzer in Tarnow ein Ghetto ein. In diesem wurden nicht nur die rund 20.000 Juden der Stadt untergebracht, sondern noch einmal eine fast ebenso große Anzahl aus der näheren Umgebung. Die Menschen waren auf engstem Raum zusammengepfercht. Im Ghetto „A“ sammelte man die nicht arbeitsfähigen Juden – Kinder, Alte und Kranke – und im Ghetto „B“ die arbeitsfähigen. Unter primitivsten sanitären Umständen starben bald rund 60 Menschen am Tag an Krankheiten und Unterernährung.

Anfang September 1943 wurde das Ghetto in Tarnow aufgelöst. Verantwortlich für diese Aktion war der berüchtigte SS-Mann Amon Göth, Kommandant des Konzentrationslagers Plaszow in Krakau. Die meisten Juden wurden in Vernichtungslager deportiert, vor allem nach Belzec, und dort ermordet. Mehrere tausend Tarnower Juden erschoss die SS zudem auf dem jüdischen Friedhof der Stadt.

25 Männer wollen nicht wehrlos sterben

Bevor das Tarnower Ghetto jedoch aufgelöst werden konnte, stellte sich eine kleine Gruppe jüdischer Männer den Peinigern entgegen. Die etwa 25 ehemaligen Offiziere und Soldaten hatten sich im Untergrund Waffen besorgt und kämpften um ihr Überleben. Innerhalb weniger Stunden wurden sie sämtlich getötet. Ein kleiner und unscheinbarer Platz mit einer alten Eiche in der Mitte – der sogenannte Platz der Helden des Ghettos – erinnert heute an diese mutigen Kämpfer.

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Von Tarnow aus ging auch bereits im Juni 1940 ein besonderer Transport auf die Fahrt in Richtung Auschwitz. Das Konzentrations- und spätere Vernichtungslager wurde zu dieser Zeit von der SS ausgebaut. Am 14. Juni schickte die SS eine Gruppe von 728 Polen in einem Sonderzug nach Auschwitz. Die Männer, darunter acht Juden, stellten einen Teil der städtischen Elite dar – Anwälte, Ärzte, Lehrer, Kaufleute, Priester. Sie waren nach der Besetzung Polens durch die Deutschen verhaftet worden.

In Auschwitz mussten diese Tarnower am Ausbau des Lagers mitarbeiten. Von der Gruppe überlebten rund 200 den Krieg – es gelang ihnen zum Teil im Vernichtungssystem Funktionen einzunehmen, die es ermöglichten, länger zu überleben als der Durchschnittshäftling.

Quelle: Stefan Bergmann, Redaktion DAMALS
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