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Die geheimnisvolle Holsterburg im Blick

Geschichte|Archäologie

Die geheimnisvolle Holsterburg im Blick
Luftaufnahme der freigelegten Reste der Holsterburg. (Foto: LWL/R. Klostermann)

Sie ist die nördlichste achteckige Burganlage Europas: Eine mehrjährige Untersuchung der Überreste der Holsterburg hat Einblicke in die Geschichte des geheimnisvollen Baus aus der Stauferzeit ermöglicht. Ein Elfenbein-Kamm, Spielsteine, Brandspuren, Geschosse…: Funde erzählen vom Leben auf der Burg und von ihrem Schicksal, berichten die Archäologen zum Ende der Ausgrabungen. Ob und wie die Anlage in Zukunft zu besichtigen sein wird, ist unklar. Ein Experte schlägt “archäologische Fenster” vor.

Die Holsterburg bei Warburg in Westfalen ist nicht nur regional einzigartig: Es gibt in Europa nur wenige oktogonale Burgen und keine so weit nördlich. Es ist bekannt, dass die Anlage aus dem 12. Jahrhundert stammt und bereits im Jahr 1294 zerstört wurde. Die Mauer des Gebäudes umfasste ein Areal von 428 Quadratmetern, bei einem Durchmesser von 26 Metern. Seit sieben Jahren widmen sich Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe der Erforschung der Überreste, die Jahrhundertelang unter einer Erdschicht geschlummert haben. Es wurde gebaggert und abgetragen, um den Bau freizulegen. Anschließend deckten die Archäologen durch gezielte Grabungen Details und Funde auf.

Einblicke ins Burgleben

“Die letzte Grabungssaison auf der Holsterburg war erneut ein Erfolg”, fasst Hans-Werner Peine vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe zusammen. “Wir konnten das Bild vom alltäglichen Leben auf der Burg entscheidend ergänzen.” Ein Highlight unter den Funden war das Fragment eines kostbaren Kammes aus Elefanten-Elfenbein. Ihn hebt hervor, dass er nachweislich nicht dem kirchlichen Milieu entstammt, sondern wegen des Fundortes und seiner Motive eindeutig für einen adeligen Käufer gefertigt worden war. Darüber hinaus wuchs die bisherige Sammlung von Brettspielsteinen auf vier Stücke an. Sie veranschaulichen, wie die Adeligen ihre Freizeit auf der Burg gestalteten.

Auch schicksalshafte Ereignisse zeichnen sich in den Funden ab, berichten die Archäologen: Im Bereich des gesamten Gebäudes haben sie eine Brandschicht aufgedeckt. “Es handelt sich um Reste eines Feuers, das wir mit Hilfe von Keramikfunden in die Zeit um 1170/80 datieren konnten”, erklärt Grabungsleiter Kim Wegener. Die Archäologen gehen davon aus, dass das Feuer die Folge einer militärischen Auseinandersetzung in die Frühphase der Holsterburg war. “Die Brandschäden zogen zumindest in diesem Teil der Burg umfangreiche Neubaumaßnahmen nach sich”, sagt Wegener.

Neben einer Münze, die sich leider zeitlich nicht näher einordnen ließ, konnten die Forscher 2017 Reste eines Holzbalkens bergen. Dieser war laut Datierung der Jahresringe um 1131 gefällt worden. Damit dürfte der Bau der Anlage den Archäologen zufolge etwas früher anzusetzen sein, als bislang vermutet. Die letzte Grabungssaison lieferte auch ein weiteres Zeugnis des Untergangs der Anlage: Die Archäologen fanden eine weitere Steinkugel, die eine Blide – eine mittelalterliche Belagerungsmaschine – auf die Burg geschleudert hat. Das Geschoss stammt demnach von der Eroberung der Burg im Jahr 1294 durch ein Städtebündnis unter der Führung von Warburg, erklären die Experten.

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Was wird nun aus den freigelegten Überresten?

Die Auswertung der Funde aus den vergangenen sieben Jahren dauert nun an. “Ziel ist es, alle Ergebnisse in einer umfangreichen Publikation der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen”, erklärt Peine. Indes ist nun die Frage, was mit den freigelegten Überresten passieren soll. Zum Schutz der Strukturen, ist es geplant, die Anlage wieder weitgehend mit Erde zu bedecken. Teile der Burg sollten aber zugänglich bleiben, schlägt Peine vor: “Es wäre zum Beispiel denkbar, den Blick durch zwei archäologische Fenster auf einen Innenraum sowie die Fassade zu ermöglichen.” Inwieweit die nördlichste achteckige Burganlage Europas auch in Zukunft zu besichtigen sein wird, steht demnach nun zur Diskussion.

Quelle: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
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