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Die mobilen Steinzeit-Frauen

Geschichte|Archäologie

Die mobilen Steinzeit-Frauen
Eines der untersuchten steinzeilichen Frauen-Skelette. Foto: Stadtarchäologie Augsburg

Forscher haben mit Hilfe archäologischer Funde und naturwissenschaftlicher Analysen herausgefunden, dass Frauen in der Steinzeit offenbar mobiler bei der Partnerwahl waren als ihre männlichen Gegenüber. Den Untersuchungen aus dem Lechtal zufolge, legten die Frauen hunderte Kilometer zurück, um im heutigen Bayern auf Partnersuche gehen zu können.

Mobilität über 800 Jahre

Die Forschungsergebnisse sind Teil einer institutionsübergreifenden Zusammenarbeit. Seit 2012 hatte ein Forschungsverbund unter der Leitung von Philipp Stockhammer vom Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München im Verbund mit dem Mannheimer Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie sowie dem Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena und der Universität Tübingen 84 menschliche Überreste aus der Steinzeit untersucht. DNA-Untersuchungen der Knochen belegten, dass sich über einen längeren Zeitraum Familien mit eingewanderten Frauen gebildet hatten.

„Die genetischen Analysen zeigen eine große Diversität weiblicher Linien. Das deutet darauf hin, dass mit der Zeit zahlreiche Frauen aus der Fremde kamen“, so Dr. Alissa Mittnik vom Max-Planck-Institut. Mit Hilfe einer Analyse von Strontium-Isotopenverhältnissen in Backenzähnen gelang es den Wissenschaftlern sogar, die Abstammung der Steinzeitmenschen zu ermitteln. Das Ergebnis war für die Forscher überraschend: Eine große Anzahl der weiblichen Überreste hatte Kindheit und Jugend nicht in der Region verbracht.

Stattdessen stammten sie unter anderem aus weit entfernten Regionen des heutigen Mitteldeutschlands oder Böhmens. Daraus müsse gefolgert werden, so Prof. Dr. Philipp Stockhammer, ebenfalls in der Abteilung Archäogenetik des Max-Planck-Instituts tätig, dass die (weibliche) individuelle Mobilität „das Leben der Menschen in Mitteleuropa bereits im 3. und frühen 2. Jahrtausend stark geprägt“ habe. Die Einwanderung von Frauen war offenbar ein dauerhaftes Phänomen. Über 800 Jahre lang hielt der Zustrom in das Lechtal an.

Einwanderinnen waren integriert

Die untersuchten Skelette stammen aus dem Zeitraum zwischen 2500 und 1650 vor Christus. Die Wissenschaftler zogen aus der Art und Weise der Bestattung sogar Rückschlüsse auf die Integration der Neuankömmlinge. Denn die Art, wie die „ausländischen“ Frauen beerdigt wurden, unterschied sich nicht von der Einheimischer. Die Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass die Frauen nach ihrer Ankunft voll in die neue Gesellschaft integriert worden waren.

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Kultur- und Wissenstransfer

Die DNA-Analysen sind für die Wissenschaftler aus einem weiteren Grund bedeutsam: So vermuten die Forscher, dass nicht die Männer, sondern die Frauen den Austausch von Ideen und Wissen vorantrieben. Vermutlich brachten sie Wissen aus anderen Regionen mit und gaben dieses beim Eintritt in die neue Gemeinschaft weiter.

Quelle: Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte
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