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Einzigartige Perlenfunde in den Eiszeithöhlen

Geschichte|Archäologie

Einzigartige Perlenfunde in den Eiszeithöhlen
Doppelt und dreifach durchlochte Perlen aus Mammutelfenbein aus den Weltkulturerbe-Höhlen der Schwäbischen Alb. (Foto: Hildegard Jensen / Universität Tübingen)

In den Höhlen am Südrand der Schwäbischen Alb haben Archäologen weltweit einzigartige Schmuckstücke unserer Vorfahren gefunden. Es handelt sich um bis zu 42.000 Jahre alte Perlen aus Mammutelfenbein, die damit zu den ältesten Schmuckstücken des Homo sapiens in Europa gehören. Ebenfalls einzigartig und möglicherweise Ausdruck einer lokalen Tradition ist die ungewöhnliche Form der doppelt und dreifach durchlochten Perlen.

Die Höhlen im Ach- und Lonetal am Südrand der Schwäbischen Alb sind seit Juli 2017 UNESCO-Weltkulturerbe. Denn in ihnen suchten unsere Vorfahren schon vor mehr als 40.000 Jahren Zuflucht vor dem harschen Klima der Eiszeit. Einblick in ihre Lebensweise und ihre Kultur haben in den letzten Jahren immer wieder zahlreiche aufsehenerregende Funde geliefert. Neben kunstvoll geschnitzten Tierfiguren und der berühmten „Venus von Hohle Fels“, einer Frauenfigur aus Mammutelfenbein, fertigten die frühen Menschen auch Flöten an – die bisher ältesten bekannten Musikinstrumente unserer Spezies.

Älteste Schmuckstücke aus Elfenbein

Jetzt haben Archäologen der Universität Tübingen weitere spannende Funde aus den Weltkulturerbe-Höhlen der Alb präsentiert. Dabei handelt es sich um zahlreiche frühe Schmuckstücke, darunter hunderte von bis zu 42.000 Jahre alten Perlen aus Mammutelfenbein. Die Perlen wurden in allen Stadien des Herstellungsprozesses gefunden, vom Rohling bis zum getragenen Stück.

Diese Schmuckstücke aus den schwäbischen Höhlen sind der bislang älteste Nachweis für die komplexe Herstellung von Elfenbeinperlen weltweit: „Diese Schmuckstücke sind wichtig für die Entwicklung unserer Art: Neben Kunst und Musikinstrumenten dokumentieren sie als symbolische Artefakte die frühesten Schmuckfunde in dreidimensionaler Formgebung aus Elfenbein“, erklärt Projektleiter Nicholas Conard.

Perlenform weltweit einzigartig

Neben ihrem hohen Alter ist auch die Form und Komplexität der Perlen einzigartig: Diese Herstellungsart kommt weltweit ausschließlich auf der Schwäbischen Alb vor, wie die Archäologen berichten. So sind viele dieser Elfenbein-Perlen an beiden Enden abgeflacht und doppelt durchbohrt. Die Lochungen entstanden durch das Bohren mit einem feinen Feuersteingerät oder durch wiederholtes Einschneiden.

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Noch spezieller sind dreifach durchlochte Perlen aus Mammutelfenbein, die ausschließlich in den ältesten Ausgrabungsschichten des Hohle Fels im Achtal gefunden wurden. Bei ihnen laufen die Enden mehr oder weniger spitz zu, die beiden äußeren Löcher werden meist durch Einkerbungen vom mittleren Teil der Perle abgesetzt. Die Einkerbungen entstanden durch mehrfaches Ansetzen und Schneiden des entsprechenden Steinwerkzeugs, wie die Forscher berichten. Dieser Perlentyp sei bisher nur vom Fundort Hohle Fels bekannt und besitze derzeit keine Parallelen zu anderen Funden.

Zeichen für Gruppenidentität?

Nach Ansicht der Archäologen zeugen diese weltweit einzigartigen Perlenformen davon, dass die Bewohner dieser Höhlen bereits eine klare Gruppenidentität besaßen: Sie fertigten und trugen diese Perlen möglicherweise bewusst als Teil einer lokalen Tradition. „Diese Form wurde nicht mit Menschen aus anderen Regionen geteilt, obwohl europaweit Kontakte bestanden“, erklärt Sibylle Wolf vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP).

Das unterschiedliche Alter der Perlen spricht dafür, dass unsere Vorfahren diese Schmuckstücke über einen Zeitraum von mindestens 6000 Jahren hinweg herstellten. Nach Ansicht der Archäologen zeugt dies von einer Tradition des Herstellens und Tragens dieser sehr speziellen Perlenform. „Sie unterstreichen die gemeinsame Kultur und soziale Einheit der Menschen im Ach- und Lonetal, die neue Formen systematisch produziert haben – eventuell als Ausdruck einer Konkurrenz-Situation zum Neandertaler oder als Reaktion auf die radikalen Umweltveränderungen in dieser Zeit“, sagt Conard.

Die Funde können ab dem 28. Juli 2017 bis Anfang Januar 2018 im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren in einer Kabinettausstellung betrachtet werden. Die Originale werden mit Rekonstruktionen zu Funktions- und Trageweise ergänzt.

Quelle: Eberhard Karls Universität Tübingen
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