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Erfolg Bismarcks: die erste Pflicht-Krankenversicherung

Geschichte|Archäologie

Erfolg Bismarcks: die erste Pflicht-Krankenversicherung
Otto von Bismarck war von 1871 bis 1890 erster Reichskanzler des Deutschen Reiches. (Bild: GeorgiosArt/iStock)

Welchen Effekt hatte die erste Pflicht-Krankenversicherung der Welt? Eine umfangreiche Analyse historischer Daten zeigt nun, was für ein großer Erfolg die von Otto von Bismarck eingeführte Maßnahme war: Ab dem Jahr 1884 sank die Sterblichkeit im damaligen Deutschen Kaiserreich erheblich.

Das hatte es noch in keinem anderen Land gegeben: Im Jahr 1884 etablierte der berühmte Reichskanzler Otto von Bismarck (1815 bis 1898) die erste Säule des Sozialversicherungssystems in Deutschland – die Pflicht-Krankenversicherung. Sogar arme Arbeiterfamilien erhielten dadurch Zugang zu ärztlicher Versorgung. Doch hat sich dies denn tatsächlich positiv auf die Gesundheit und Lebenserwartung der Bevölkerung ausgewirkt? Bisher war dies unklar, sagen die Forscher um Stefan Bauernschuster von der Universität Passau.

Um dieser Frage nachzugehen, haben sie im Rahmen eines umfangreichen Projekts nach relevanten historischen Dokumenten gesucht. Sie entdeckten dabei unter anderem Daten aus dem Preußischen Königreich zu allen Todesfällen von 1877 bis 1900, mit genauen Angaben zu den Todesursachen sowie zu Beruf, Geschlecht und Wohnregion der Verstorbenen. Ihre Auswertungen konnten sie dann mit Volks- und Berufszählungsdaten der Statistischen Ämter des Preußischen Königreichs und des Deutschen Kaiserreichs verknüpfen, sowie mit Daten zur Ausgabenstruktur der historischen Krankenkassen und mit Informationen zum Bau von Abwasser- und Trinkwassersystemen in preußischen Städten. Alle Auswertungsergebnisse unterzogen sie dann einer ökonometrischen Analyse.

Die Sterblichkeit sank im Zuge der Innovation

Es zeigte sich: Zeitgleich mit der Einführung von Bismarcks Krankenversicherung sank die Sterblichkeit in Preußen. Außerdem war dieser Rückgang deutlich stärker ausgeprägt als in allen anderen westlichen Ländern, die keine Krankenversicherung eingeführt hatten.
„Insgesamt reduzierte Bismarcks Krankenversicherung die Todesraten der preußischen Arbeiter bis zur Jahrhundertwende um circa neun Prozent“, fasst Bauernschuster zusammen. Andere Ursachen für diesen Rückgang wie etwa verbesserte Arbeitsbedingungen oder andere zeitgleiche politische Maßnahmen konnten die Wissenschaftler durch ihre detaillierten Analysen ausschließen.

Der Effekt ist vor allem auf den Rückgang von Tuberkulose-Todesfällen zurückzuführen, sagen die Forscher. Ihnen zufolge lag dies vor allem daran, dass sich im Zuge der kostenlosen ärztlichen Versorgung neue medizinische Erkenntnisse über die Bedeutung von Hygiene zur Vermeidung ansteckender Krankheiten auch in ärmeren Bevölkerungsschichten verbreiteten. Vor allem Robert Koch revolutionierte in dieser Zeit die Medizin, indem er Bakterien als Krankheitserreger entdeckte und aufzeigte, wie wichtig Hygiene ist.

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Unterm Strich konnten die Forscher nun erstmals wissenschaftlich dokumentieren, welch großer Erfolg die Einführung der ersten Pflicht-Krankenversicherung war. Offenbar war man sich dessen damals intuitiv bewusst: Die durch Bismarck eingeführte Krankenversicherung avancierte schließlich zur Vorlage für viele Sozialversicherungssysteme auf der ganzen Welt. Sogar unser heutiges Krankenversicherungssystem in Deutschland basiert in weiten Teilen noch immer auf Bismarcks Ideen. Bauernschuster und seinen Kollegen zufolge ist die Studie aber nicht nur aus historischer Sicht interessant. Sie kann Entwicklungsländer ermutigen, ansteckenden Krankheiten durch die Einführung eines Krankenkassensystems entgegenzutreten, so die Wissenschaftler.

Quelle: Universität Passau
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