Die frühen Monumentalbauten der Maya entstanden vermutlich durch die Zusammenarbeit von bereits sesshaften Menschen und mobilen Jägern und Sammlern, berichten Archäologen. Diese Schlussfolgerung widerspricht der bisherigen Ansicht, dass die Menschen dieser beiden unterschiedlichen Lebensweisen kaum gemeinsame Kultur pflegten. Außerdem scheint sich abzuzeichnen: Sogar schon bevor die Maya komplexe Stadtsysteme besaßen, errichteten sie Monumente.
Die Schlussfolgerungen der Forscher um Takeshi Inomata von der University of Arizona basieren auf Untersuchungsergebnissen der archäologischen Fundstätte Ceibal in Guatemala. Die dort heute noch sichtbaren Monumente waren Teil der späteren Maya-Stadt, die ihre Blütezeit zwischen 830 und 930 n. Chr. erreichte. Für diesen Zeitraum wird die Einwohnerzahl der Siedlung auf etwa 8000 bis 10 000 geschätzt
Die kulturellen Wurzeln von Ceibal reichen allerdings weiter zurück, das belegen Funde: Bereits 800 v. Chr. errichteten die Menschen hier monumentale Kultbauten rund um einen zeremoniellen Platz. „Es gibt allerdings nur wenige Hinweise auf dauerhafte Wohngebäude aus dieser Zeit”, sagt Inomata. Ihm und seinen Kollegen zufolge können die wenigen ortsansässigen Menschen die Gebäude nicht allein errichtet haben. “An der Konstruktion müssen viele beteiligt gewesen sein”, so Inomata.
Jäger und Sammler trafen sich mit sesshaften Menschen
Die Forscher vermuten deshalb, dass Jäger und Sammler der Region regelmäßig Ceibal besuchten, um beim Bau zu helfen und um an Ritualen teilzunehmen. Dieses Gemeinschaftsprojekt wirkte wahrscheinlich wie ein Schmelztiegel der Kultur und bildete dadurch den Grundstein für die Weiterentwicklung der Maya-Zivilisation. Zwischen 400 und 300 v. Chr. war der Übergang zur Agrargesellschaft dann schließlich komplett vollzogen: Die Maya bauten Mais an und errichteten zunehmend komplexere Städte und eindrucksvolle Gebäude.
“Bisher nahm man an, dass sesshafte und mobile Gruppen in verschiedenen Teilen der Welt zwar räumlich nahe koexistierten, aber getrennt blieben”, sagt Inomata. “Unsere Studienergebnisse legen nun erstmals nahe, dass mobile und sesshaften Menschen zusammenkamen, um gemeinsam Kultstätten zu errichten”, resümiert der Archäologe. „Außerdem herrschte bislang die Ansicht vor, dass sich zuerst komplexe Gesellschaften bildeten – erst dann errichteten sie Monumente. Ich denke nun, es könnte in einigen Fällen auch umgekehrt gewesen sein”, sagt Inomata.