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Grünes Gewölbe: Hightech schützt Schätze

Geschichte|Archäologie

Grünes Gewölbe: Hightech schützt Schätze
Dieser kunstvolle Tafelaufsatz des Hofstaats zu Delhi wurde mit dem Hybridpolymer restauriert. (Foto: Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Jürgen Karpinski)

Das Grüne Gewölbe in Dresden ist eine der kostbarsten und umfangreichsten Schatzkammern Europas. Damit die teilweise gut 400 Jahre alten Email- und Goldschmiedearbeiten weiter erhalten bleiben, entwickeln Forscher zurzeit ein spezielles Klebe- und Füllmaterial. Basierend auf ersten Versuchen vor rund 20 Jahre nutzen sie dabei modernste Hightech-Methoden, um ein maßgeschneidertes „Flickwerkzeug“ zu bekommen.

Schatzkammer mit Alterserscheinungen

Der Ursprung des Grünen Gewölbes liegt im Jahr 1547, als der Kurfürst Moritz von Sachsen an seinem Schloss einen Anbau zur Aufbewahrung kostbarer Gegenstände und Unterlagen bauen ließ. Weil die Säulen der Kapitelle damals malachitgrün bemalt waren, bekamen diese Räume den Namen „Grünes Gewölbe“. Bis ins 18. Jahrhundert hinein sammelten die Fürsten dort Schätze und Kunstobjekte an, die sie später auch als „Wunderkammer“ für Besichtigungen freigaben. Zu den Glanzstücken der Sammlung gehören emailverzierte Goldschmiedearbeiten aus der Zeit August des Starken von Sachsen.

Doch viele Schätze des Grünen Gewölbes haben im Laufe der Zeit gelitten. Vor allem die mit Email verzierten Goldschmiedearbeiten entwickelten feine Risse und abgeplatzte Stellen. Ein Material, mit dem diese Schäden behoben und der weitere Zerfall verhindert werden konnte, fehlte jedoch lange Zeit. In den 1990er Jahren  entwickelten Forscher des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC eigens für die Restaurationsarbeiten ein spezielles Hybridpolymer. Dieses besteht aus einer Mischung von anorganischen und organischen langkettigen Molekülen, die als Kleber und Füllmasse zugleich dienen können.

Testmaterial erweist sich als langfristig haltbar

Ob sich dieses Material auch langfristig bewährt, testeten die Forscher, indem sie zwischen 1994 und 1999 zunächst die Emails des berühmten goldenen Tafelaufsatzes von August dem Starken zu Konservierungszwecken behandelten. Durch Korrosion und mechanische Beschädigung waren diese Applikationen bereits stark beschädigt. Mit dem Hybridpolymer füllten die Restauratoren damals behutsam feine Rissmuster auf, verklebten Abplatzungen und fixierten das geschädigte Email wieder auf dem rauen Golduntergrund.

Jetzt, nach rund 20 Jahren, haben Wissenschaftler die damaligen Restaurationsarbeiten auf ihre Haltbarkeit geprüft. Es zeigte sich, dass das spezielle Polymer tatsächlich auch auf lange Sicht hinweg Schäden beseitigen und vor allem weitere Degradationserscheinungen verhindern kann. Damit ist seine Eignung für die Restauration der wertvollen Kunstschätze im Grünen Gewölbe bewiesen. Aufgrund dieses Erfolges sollen jetzt weitere Objekte aus dem Grünen Gewölbe – darunter hochempfindliche Elfenbein- und Bergkristallschätze – restauriert werden.

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Nachbau in modern

Das Problem: Die damals zur Herstellung des Hybridpolymers verwendeten Ausgangsstoffe sind heute so nicht mehr erhältlich – unter anderem weil sie den heutigen Umweltrichtlinien nicht mehr entsprechen. Deshalb haben die Wissenschaftler des zu Fraunhofer gehörenden Internationalen Zentrums für Kulturgüterschutz und Konservierungsforschung (IZKK) nun damit begonnen, andere Herstellungswege für den Spezialkleber zu suchen.

Dafür analysieren die Restaurations-Spezialisten zunächst die chemische Zusammensetzung und Struktur des Hybridpolymers und entwickeln dann einen Syntheseweg mit neuen Ausgangsstoffen. Modernste Analysemethoden überwachen die einzelnen Syntheseschritte und gewährleisten die geforderte hohe Qualität. Erst wenn das solcherart produzierte Polymer erste Tests an künstlich gealterten Email-Proben Modellen bestanden hat, wird es an den wertvollen Emailkunstwerken des Grünen Gewölbes eingesetzt, wie die Forscher betonen.

Quelle: Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC
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