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Karl der Große verpasste den Spatenstich

Geschichte|Archäologie

Karl der Große verpasste den Spatenstich
Ansicht mehrerer Eichenpfähle der Uferbefestigung des Karlsgrabens während der Ausgrabung 2016. (Foto: Lukas Werther/Uni Jena)

Der Karlsgraben war das bedeutendste Infrastrukturprojekt des frühen Mittelalters in Zentraleuropa und sollte eine durchgehende Schifffahrt zwischen Rhein und Donau ermöglichen. Ein interdisziplinäres Forscherteam hat durch Ausgrabungen und Holzaltersbestimmungen nun den bislang ältesten Teil des Prestigeprojekts von Karl dem Großen nachgewiesen. Ihren Erkenntnissen zufolge sind die ausgehobenen Holzpfähle mehrere Monate älter, als bisher angenommen. Durch neue Datierungen von Bauhölzern einer 2016 durchgeführten Ausgrabung belegen die Wissenschaftler, dass die Bauarbeiten bereits im Winterhalbjahr 792/793 begonnen wurden. Als Karl der Große im Spätsommer/Herbst 793 den Kanalbau besichtigte, reise er entsprechend an eine bereits mehrere Monate zuvor begonnene Baustelle und keineswegs zum „ersten Spatenstich”.

Datierung lange Zeit umstritten

Die genaue Datierung dieses Bauwerks war lange umstritten. Die sogenannten Reichsannalen – ein Jahrbuch wichtiger Ereignisse im Karolingerreich – berichten, dass Karl der Große im Herbst 793 die Baustelle des Karlsgrabens besucht hat. Andere zeitgenössische Quellen wie die sogenannten Alemannischen Annalen schildern, dass der Bau bereits 792 durch Karl den Großen angeordnet wurde. Daraus erwuchs eine lange Forschungsdiskussion, wann und unter welchen politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen der Baubeginn erfolgte und wie lange der Bau gedauert hat. In dieser sind die Wissenschaftler nun nach vielen Jahren kontroverser Diskussion ein gutes Stück weiter.

Jahresringe geben Auskunft

Insgesamt konnten mehr als zwei Dutzend Hölzer anhand ihrer Jahrringfolgen jahrgenau oder sogar jahreszeitengenau datiert werden. Durch ihre Datierung konnte die Schilderung in den Schriftquellen, dass der Befehl zum Bau des Kanals bereits 792 erfolgt ist, als deutlich zuverlässiger eingestuft werden. „Der spektakulären Bergung und Datierung der Eichenpfähle des Kanalufers so weit im Norden gingen das Sichtbarmachen des Kanalverlaufs und die Berechnung des Kanalquerschnitts mit Hilfe der SQUID-Magnetik voraus”, erklärt der beteiligte Physiker des Leibniz-Instituts für Photonische Technologie in Jena, Sven Linzen. Die SQUID-Magnetik wird in der Archäologie eingesetzt, um unterirdische Strukturen anhand der Änderung des Erdmagnetfeldes aufzuspüren.
Seit 2012 arbeiten Wissenschaftler der Universitäten Jena, Leipzig und Kiel, des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien Jena sowie des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege gemeinsam an dem Projekt. Es ist Teil des Schwerpunktprogramms „Häfen von der römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter” der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Quelle: Universität Jena
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