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Lofoten-Kabeljau in Haithabu

Geschichte|Archäologie

Lofoten-Kabeljau in Haithabu
Rekonstruierte Wikingerhäuser der ehemaligen Siedlung Haithabu. Bei Ausgrabungen wurden hier Knochen von Dorschen gefunden, die jetzt dank neuer Genanalysen eindeutig als arktische Dorsche identifiziert werden konnten. (Foto: Jan Steffen/GEOMAR)

Ein internationales Wissenschaftsteam konnte mit Hilfe genetischer Untersuchungen nachweisen, dass arktischer Dorsch (Kabeljau) bereits im frühen Mittelalter bis in den Norden Deutschlands gelangte.

Das Team, zu dem auch Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel und des Schleswiger Zentrums für baltische und skandinavische Archäologie zählten, untersuchte die Überreste von Fischen, die man bei archäologischen Ausgrabungen in Wikinger-Siedlungen gefunden hatte. Dabei stellten sie fest, dass Fang- und Verzehrgebiet nicht deckungsgleich sind. So wurde der Kabeljau im Gebiet um die Lofoten gefangen, jedoch in der Region um den wichtigen Handelsort Haithabu (nahe der heutigen Stadt Schleswig) verzehrt. Möglicherweise hatten die dortigen Bewohner den importierten Fisch von einem Händler gekauft. „Der Dorsch, der beispielsweise in Haithabu gegessen und gehandelt wurde, stammte zumindest teilweise von den Lofoten“, sagt Jan Dierking, Biologe am GEOMAR.

Kabeljau wird traditionell auf Holzrahmen aufgehängt, damit die kalte Luft den Fisch trocknen kann. Der luftgetrocknete Stockfisch ist über einen sehr langen Zeitraum haltbar. Diese Methode machten sich offensichtlich bereits die Wikinger zunutze. Der Handel mit getrocknetem Kabeljau ist für Norwegen bis heute von großer ökonomischer Relevanz. Der Fisch wird bis nach Afrika exportiert.

Vollständige Rekonstruktion der Genome

Entscheidend für den Erfolg der Studie, die in den Veröffentlichungen der „National Academy of Sciences“ der Vereinigten Staaten erschienen ist, war die Vollständige Rekonstruktion der Genome aus den archäologischen Fischknochen. „Ähnliche Studien hat man schon früher versucht. Aber erst die Rekonstruktion ganzer Genome aus archäologischen Fischknochen, wie sie in dieser Studie gelungen ist, hat so eindeutige Ergebnisse geliefert“, sagt Dr. Dierking. Bei der Analyse von fünf unterschiedlichen Dorsch-Knochen, die man in Haithabu gefunden hatte und die aus dem Zeitraum zwischen 800 und 1066 stammen, stieß man auf die auffälligen Herkunftsgebiete der Fische.

Dass bei den Untersuchungen der Biologen ein auch für Archäologen und Historiker so spannendes Ergebnis heraus am, war eher dem Zufall geschuldet. Eigentlich sollten nur die früheren Verbreitungsgebiete des Dorschs mit den heutigen verglichen werden.

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Bislang stand für Historiker lediglich fest, dass während der Hanse-Zeit, also dem späteren Mittelalter, Fische, die in Gewässern weit nördlich von Skandinavien gefangen wurden, als Handelsgut bis ins südliche Europa gelangte. Unklar ist jedoch derzeit noch, ob die Wikinger tatsächlich mit dem getrockneten Dorsch Handel trieben oder ob er lediglich als Proviant mit an Bord der Schiffe genommen wurde.

Quelle: GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
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