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Massengrab enthält Tote der Schlacht von Dunbar

Geschichte|Archäologie

Massengrab enthält Tote der Schlacht von Dunbar
Eine Forscherin untersucht eines der in Durham gefundenen Skelette. (Durham University/North News)

Im britischen Durham haben Archäologen ein Massengrab entdeckt, das tote Soldaten von einer der blutigsten Schlachten des 17. Jahrhunderts enthält, der Schlacht von Dunbar. Die nun ausgegrabenen Toten starben jedoch nicht im Kampf, sondern gehörten wahrscheinlich zu den knapp 1700 Kriegsgefangenen, die in einem Lager in Durham eingesperrt wurden und dort an Hunger und Krankheit starben.

Die Schlacht von Dunbar während des Englischen Bürgerkriegs im Jahr 1650 war ebenso kurz wie blutig: In weniger als einer Stunde überrannte die Armee von Oliver Cromwell die royalistischen schottischen Truppen des Königs Karls II. Nach neueren Erkenntnissen wurden dabei zwischen 300 und 5000 Kämpfer direkt getötet, weiter 6000 schottische Soldaten wurden vom englischen Heer gefangen genommen.

Auf einem Todesmarsch in das rund 150 Kilometer entfernte Durham starben bereits rund 1000 Gefangene an Erschöpfung, Hunger und Durchfällen. Die restlichen Kriegsgefangenen ließ Cromwell auf dem Gelände der Kathedrale und des Schlosses von Durham einsperren. Historiker schätzen, dass mindesten 1700 von ihnen dort starben und in Massengräbern beerdigt wurden. Was genau mit den Überresten dieser Toten geschah und wo sie liegen, blieb jedoch 365 Jahre lang ungeklärt.

28 Skelette von ehemaligen Kriegsgefangenen

Im November 2013 wurden bei Bauarbeiten an einem neuen Café für die Universitätsbibliothek 28 durcheinander geworfene Skelette entdeckt. Archäologen der Durham Universität haben diese Skelette nun sorgfältig untersucht und kommen zu dem Schluss, dass es sich bei ihnen um die Überreste der Kriegsgefangenen von der Schlacht von Dunbar handeln muss. „Dies ist ein extrem bedeutsamer Fund, denn er wirft ein neues Licht auf die 365 Jahre alte Frage, was mit den Überresten dieser Soldaten geschah“, betont Projektleiter Richard Annis.

Den Radiokarbon-Tests nach starben die Toten etwa um die Zeit der Schlacht von Dunbar. Es handelt sich durchweg um Jungen und junge Männer im Alter zwischen 13 bis 25 Jahren. Isotopen-Analysen des Zahnschmelzes ergaben zudem, dass mindestens zehn dieser Männer aus Schottland oder dem Norden Englands stammten. Angesichts dieser Ergebnisse und im Hinblick auf ihre gute Übereinstimmung mit den historischen Aufzeichnungen sei die Identifizierung dieser Toten als die Gefangenen der Schlacht von Dunbar die einzig plausible Erklärung, konstatieren die Archäologen.

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„Aus den Augen, aus dem Sinn“

Dafür spricht nach Ansicht der Forscher auch die Art, wie diese Toten begraben wurden: „Ihr Begräbnis war eher eine militärische Operation, die toten Körper wurden einfach in Gruben geworfen, wahrscheinlich im Laufe mehrerer Tage“, erklärt Annis. Auch dass sie am äußersten Ende des Schlossgeländes begraben wurden, sei kein Zufall: „Hier waren sie aus den Augen, aus dem Sinn“, so Annis.

Die Archäologen sind überzeugt, dass die 28 Toten nur einen Bruchteil der insgesamt auf dem ehemaligen Schlossgelände begrabenen Überreste darstellen. „Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass es hier noch mehr Massengräber gibt“, sagt Annis. Weil diese aber inzwischen unter den Fundamenten neuerer Gebäude liegen, haben sich die Archäologen entschieden, keine weiteren Ausgabungen durchzuführen. Was mit den bereits ausgegrabenen Überresten der schottischen Kriegsgefangenen geschehen soll, wird zurzeit noch beraten. Am 3. September 2015, dem Jahrestag der Schlacht von Dunbar, wurde in der Kathedrale von Durham eine Gedenkfeier abgehalten.

Quelle: Durham University
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