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Pferde-Farben im historischen Wandel

Geschichte|Archäologie

Pferde-Farben im historischen Wandel
Getupfte oder gescheckte Pferde verloren im Mittelalter ihre Attraktivität. (Foto:kondakov/iStock)

Wie sah ein schönes Pferd im Lauf der Geschichte aus? Bis in die Spätantike hinein schätzten Menschen offenbar gescheckte Pferde, im Mittelalter bevorzugten sie dann hingegen einfarbige, dokumentiert eine genetische Studie. Vermutlich steckten religiöse oder aber auch militärische Gründe hinter dem Wandel bei der Vorlieben für die Fellmerkmale, sagen die Wissenschaftler.

Um der Geschichte der Pferdezüchtung nachzugehen, haben die Forscher des Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin mehr als 200 Proben von historischem Pferde-Erbgut analysiert. Es stammte von Funden aus unterschiedlichen Regionen Europas und Zeitaltern bis zur Ära der ursprünglichen Pferdedomestikation vor etwa 5500 Jahren. Bestimmte Merkmale der fossilen DNA ließen dabei Rückschlüsse auf die einstige Färbung beziehungsweise Fellzeichnung der Tiere zu.

Die Forscher dokumentierten auf diese Weise insgesamt 14 verschiedene Fell-Farbtypen, die Pferde im Laufe der Geschichte besessen haben. Die zeitliche Einordnung zeigte dabei: Bereits frühe Züchtungen besaßen schon bis zu sechs Farbvarianten, von denen drei in der Zeit vor der Domestikation vorkamen. Während der Bronzezeit (2700 bis 900 v. Chr.) und der Eisenzeit (900 v. Chr. bis 400 n. Chr.) stieg die Zahl der Farbvarianten dann von sechs auf neun an, berichten die Forscher.

Ihnen zufolge spiegelt sich darin der Wunsch der Menschen nach neuen Farbmustern wider. Gefleckte und helle Pferde waren während dieser Epochen besonders beliebt und weit verbreitet, geht aus den Untersuchungen hervor. Doch das änderte sich interessanterweise im Verlauf des Mittelalters: In dieser Zeit schwand die einstige Vorliebe für gescheckter Pferde. Den Analysen zufolge dominierten zunehmend einheitlich gefärbte Pferde – offenbar bevorzugte man demnach im Mittelalter bei der Zuchtauswahl Tiere mit diesem Aussehen.

Warum änderten sich die Fell-Vorlieben?

Doch was war die Ursache für den auffälligen Wandel bei den Fell-Vorlieben? Wahrscheinlich hat dabei die christliche Religion eine wichtige Rolle gespielt, sagen die Forscher. Zu Beginn des Mittelalters bevorzugten Herrscher zunächst durchaus noch helle und gescheckte Tiere. Vermutlich war dies vom Symbol des Siegers im biblischen Text „Die Offenbarung des Johannes“ beeinflusst: Sie beschreibt die vier verschiedenfarbigen Pferde der apokalyptischen Reiter: Der Reiter der Hungersnot sitzt demnach auf einem dunklen Rappen, der Reiter des Todes auf einem braunen Pferd, der Reiter des Krieges kommt auf einem Fuchs-roten Pferd daher und der Reiter des Sieges auf einem hellen beziehungsweise gescheckten Tier. Somit waren die gescheckten Pferde zunächst noch positiv besetzt.

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Doch im Laufe des Mittelalters änderte sich der Symbolismus bezüglich des Reiters des Sieges: Wegen der verheerenden Seuchenzüge in dieser Ära, vor allem der Pest, wurde er zum Boten von Krankheiten und Seuchen. Dadurch waren helle und gescheckte Pferde nun negativ belegt, was sich den Forschern zufolge in der festgestellten Abnahme ihrer Häufigkeit in den Untersuchungen widerspiegelt. Ein weiterer Grund für den Rückgang von hellen Schecken könnte die Erfindung des Langbogens gewesen sein, da diese Pferde ein deutlich leichter zu treffendes Ziel darstellten. Möglicherweise führte eine Kombination beider Gründe zum deutlichen Rückgang bei der Verbreitung von mehrfarbigen Pferden im Mittelalter, sagen die Wissenschaftler.

Die aktuelle Studie stellt die bislang umfassendste Untersuchung der Änderung der Fellfarbe historischer Pferde dar und liefert damit auch wichtige Hinweise auf den Ursprung und die Entwicklung unserer heutigen Pferde, sagen die Wissenschaftler. „Pferde haben erhebliche züchterische Veränderungen durchlaufen, vor allem während der letzten Jahrhunderte. Es kann zu falschen Schlüssen über die Geschichte der Hauspferde führen, wenn nur moderne Rassen untersucht werden“, sagt Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung.

Quelle: Scientific Reports, doi:10.1038/srep38548
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