Von Karl V. (1516-1556), der für kurze Zeit die Kronen Spaniens und des Heiligen Römischen Reiches vereinigte, sagte man, in seinem Reich gehe die Sonne nie unter. Dass das durchaus auch für seine Nachfolger auf dem spanischen Thron galt, beweisen Ausgrabungen der Universität Konstanz auf der taiwanesischen Insel Heping Dao. Die Archäologen unter der Leitung von María Cruz Berrocal erforschen dort bereits seit 2011 die ersten Spuren europäischer Kolonisation in der östlichen Hemisphäre.
Anfänge der Globalisierung
In der untersuchten Siedlung San Salvador de Isla Hermosa, die von 1624 bis 1642 von der spanischen Krone als Knotenpunkt ihrer Handelsbeziehungen in Fernost genutzt worden war, fanden die Wissenschaftler nicht nur die Fundamente einer Kirche, sondern auch den dazugehörigen Friedhof. Auf diesem wurde im November 2016 ein Skelett mit gefalteten Händen entdeckt. Es handelt sich dabei um die ersten dokumentierten Überreste einer europäischen Bestattung im gesamten Pazifikraum aus dieser Zeit. Weitere DNA-Untersuchungen unterstreichen die Bedeutung der Siedlung für diese Frühphase der Globalisierung: Die Bewohner kamen sowohl aus Asien, als auch aus Europa und Afrika.
Die Terra Nova überschattet Asien
Durch die Entdeckung des neuen Kontinents Amerikas und den zahllosen Edelmetalllieferungen aus der Neuen Welt nach Europa, schienen die spanischen Versuche, auch im Pazifik Fuß zu fassen, nur von marginaler Bedeutung. Bestätigt fühlte sich die Forschung durch die kurze Dauer der spanischen Besiedlung. Doch die Ausgrabungen belegen ein weitaus größeres und früheres Engagement der europäischen Seemächte im Pazifik, als zunächst angenommen. Seit der Mitte des 17. Jahrhundert wurde San Salvador de Isla Hermosa schließlich von den Niederländern übernommen.