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Wandel des deutsch-deutschen Paketverkehrs

Geschichte|Archäologie

Wandel des deutsch-deutschen Paketverkehrs
Der Inhalt der Pakete, die zwischen BRD und DDR verschickt wurden, wandelte sich mit der Zeit (Symbolbild). (iStock/kyoshino).

Die Inhalte der Pakete, die zwischen den beiden deutschen Staaten seit 1949 hin und her geschickt wurden, haben sich im Laufe der Jahrzehnte bis zum Mauerfall 1989 stark gewandelt. Zu dieser Erkenntnis kam die Historikerin und Kulturwissenschaftlerin Konstanze Soch im Rahmen ihrer Dissertation an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Kurz nach Gründung der beiden deutschen Staaten waren es vor allem grundlegende Gegenstände, die dringend zum Leben gebraucht wurden, die ihren Weg sowohl von West nach Ost, als auch in umgekehrter Richtung fanden. Im späteren Verlauf überwogen westdeutsche Sendungen zugunsten des Ostens, die berühmten „Westpakete“.

Die zweite Generation an westdeutschen Bundesbürgern ließ ihren Freunden und Verwandten im Osten bereits eine Vielzahl an Genussmitteln wie Kaffee und Schokolade, aber auch diverse Obstsorten zukommen. Die dritte Generation versandte neben Lebensmitteln spezifische Konsumgüter wie Kleidung und technische Gerätschaften. Doch auch die Bewohner der DDR sandten, trotz Einschränkungen der staatlichen Planwirtschaft, Pakete Richtung Westen. Darunter besonders Lebensmittel wie den Christstollen aber auch Bücher und Kunstartikel. Insgesamt spiegelt aber der Paketinhalt das asymmetrische wirtschaftliche Gefälle zwischen West- und Ostdeutschen.

Die Historikerin Soch wertete Zeitzeugenbefragungen, Archivmaterialien wie Paketinhaltslisten und private Fotos oder Briefe aus. Die deutsch-deutsche-Geschichte werde durch das Thema der Paketsendungen nolens volens zu einer sehr persönlichen Beziehungs- und Alltagsgeschichte der Menschen in Ost- und Westdeutschland, so Soch. „Wie kein anderer Gegenstand ermöglichten die Päckchen und Pakete eine direkte Kommunikation zwischen Ost- und Westdeutschland, sowohl auf persönlicher als auch politischer Ebene. Die Untersuchung führt somit direkt in das Herz der Abgrenzungs- und Annäherungsversuche beider deutschen Staaten und dadurch unmittelbar in die politischen Kulturen im geteilten Deutschland“, fasst die Historikerin zusammen.

Paketverkehr wird geduldet, aber überwacht

Die SED-Führung duldete die Pakete aus dem Westen, nahm sie gar in ihre wirtschaftlichen Kalkulationen auf. Zu stark war man auf die Sendungen aus dem kapitalistischen Ausland angewiesen. Ungestört lief der Paket-Transfer dennoch nicht ab: Die Partei versuchte mit Verboten und Reglementierungen gegen ein zu großes Ausufern der westlichen Verlockungen anzukämpfen und erließ die sogenannte „Geschenkpaketverordnung“ (GVO). Der Pakettransfer wurde von den ostdeutschen Grenzbehörden streng überwacht und die Paketinhalte waren dabei der Willkür ostdeutscher Zollbeamter ausgesetzt. Auf den Paketen musste die später zu gewisser Berühmtheit gelangte Aufschrift „Geschenksendung, keine Handelsware“ zu lesen sein.

Ernüchterung nach dem Mauerfall

Mit der Zäsur von 1989 kam für beide Seiten eine gewisse Ernüchterung: Mancher westdeutsche Bundesbürger beklagte fehlende Anerkennung seitens der Ostdeutschen Bevölkerung, die nun all das, was ihnen bisher nur über Westpakete zugänglich war, selbst im Laden kaufen konnten. Die Bewohner der ehemaligen DDR erkannten wiederum, die aus westlicher Sicht „einfache“ Möglichkeit die gewünschten Güter zu erwerben. Mauerfall und Wiedervereinigung brachten auf beiden Seiten Illusionen zum Erlöschen.

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Quelle: Universität Magdeburg
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