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Hirse – Ernährungsrevolution in der Bronzezeit

Geschichte|Archäologie

Hirse – Ernährungsrevolution in der Bronzezeit
In der deutsch-polnischen Siedlungsgrabung Bruszczewo fand ein internationales Team mehrere Gefäße mit eingebrannten Hirsebrei-Resten. (Foto: Kneisel)

Spuren von verbranntem Brei: In bronzezeitlichen Keramikfunden aus Polen haben Archäologen die ältesten direkten Belege für den Verzehr von Rispenhirse entdeckt. Ihnen zufolge spiegelt sich in dem Fund eine wichtige Veränderung der Esskultur in der späten Bronzezeit wider.

Die Erfindung einer Metalllegierung gab der Epoche ihren Namen: Ab etwa 2200 v. Chr. wurden Gebrauchsgegenstände wie Werkzeuge, Waffen oder Schmuck zunehmend aus Bronze hergestellt. Doch die Innovationen der Bronzezeit gingen weit über die Metall-Technologie hinaus, betonen die Forscher von der Universität Kiel und von der polnischen Universität Poznan. Vor allem in der späten Bronzezeit (1300-800 v. Chr.) kommt es in der Landwirtschaft und Ernährung zu wichtigen Entwicklungen. Wie die aktuellen Ergebnisse belegen, erschien in dieser Zeit ein wichtiges Getreide auf dem Speiseplan des Menschen: Die Hirse.

Die Ergebnisse basieren auf der Analyse von Keramikfunden mit Rückständen von gekochter Nahrung. Sie stammen vom polnischen Fundort Bruszczewo, wo sich einst eine bronzezeitliche Siedlung befand. Bisher haben Analysen von Speiseresten eher tierische Nahrungsmittel identifiziert. Die modernen chemischen Nachweisverfahren, die das Team einsetzte, waren nun aber auch in der Lage, pflanzliche Nahrungsreste genau zu bestimmen. Sie kamen zu dem Ergebnis: Einst brutzelte in den Gefäßen Hirsebrei. Da es sich um angebrannte Speisereste handelt, ist sicher, dass Hirse damals gekocht und nicht als Viehfutter verwendet wurde.

Eine wichtige Bereicherung des Speisplans

Die Forscher vermuten, dass Hirse in dieser Zeit mit mobilen Gruppen über die Seidenstraße nach Mitteleuropa gelangt war, nachdem die Getreideart ursprünglich in Fernost domestiziert worden war. „Hirse ist ein spannendes und einzigartiges Getreide. Es wächst extrem schnell und quillt beim Kochen stark auf. Es könnte daher besonders gut für eine mobile Lebensweise geeignet gewesen sein“, sagt die Archäobotanikerin Wiebke Kirleis von der Universität Kiel.

In Europa machte die Hirse nach ihrer Ankunft offenbar schnell Karriere: „Hirse kam als Getreide zu den bereits genutzten Weizenarten und der Gerste hinzu. Dank ihrer kurzen Vegetationsperiode wurde der Ackerbau damit besser auf Krisen ausgerichtet und die Grundversorgung der Bevölkerung abgesichert“, sagt Jutta Kneisel von der Universität Kiel. Den Forschern zufolge handelte es sich dabei letztlich um eine dritte Ernährungsrevolution, die nach der Einführung von Ackerbau und Nutztierhaltung und später der Nutzung sekundärer Tierprodukte wie Milch erfolgte.

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Auch kulturell hatte diese Entwicklungen wohl Effekte: Das erweiterte Spektrum an Nahrungsmitteln ermöglichte in der späten Bronzezeit Präferenzen – Menschen konnten auswählen, was sie essen wollten. Zur gleichen Zeit wurden auch die Formen der hergestellten Keramiken vielfältiger, betonen die Wissenschaftler. „Nicht nur die Metallverarbeitung spielte in der Bronzezeit eine Rolle, sondern auch die Kultur des Essens. Es diente nun nicht mehr allein der Existenzsicherung“, sagt Jutta Kneisel.

Quelle: Universität Kiel
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